Ein schlechter Tag
6,8 kg CO2 = 100 Punkte
Ein guter Tag hat 100 Punkte soll eine alltagstaugliche Anleitung für ein umweltfreundliches und ressourcenschonendes Leben sein, indem der Pro Kopf Ausstoß von 6,8 kg Co2 in ein anschauliches Punktesystem umgewandelt wird. Jeder Mensch dürfte pro Tag nur 6,8 kg CO2 ausstoßen, um das Klima im Gleichgewicht zu halten. Für diese 6,8 kg CO2 werden pro Tag 100 Punkte vergeben: Wer mehr verbraucht, liegt über dem Wert von 100 Punkten, das heißt wer mehr verbraucht liegt über dem Wert, der Pro Kopf angemessen ist, um die Klimaerwärmung zu reduzieren. Unterteilt in verschiedene Lebensbereiche kann der Mensch in dem Punktesystem für alle möglichen Produkte angeben, wieviel er über den Tag konsumiert hat. Daraus ergibt sich jeden Tag ein Punktestand: Ein guter Tag soll nur 100 Punkte haben. Auf was kann der Mensch verzichten und auf was kann er gar nicht verzichten?
Ein durchschnittlicher Tag in einem zwei Personen Haushalt ergibt folgende Summe: Ein Paar lebt in einer Zweizimmer Wohnung in einer Stadt in Deutschland. Im Winter heizen sie ihre Wohnung mit Erdgas, das ergibt 20 Punkte. Die beiden haben keinen Ökostromanbieter, deswegen werden für den Strom 13 Punkte addiert. Jeden morgen duschen beide mit Warmwasser, pro Person ergibt das 4 Punkte und das darauffolgende Föhnen nochmal 3 Punkte. Die Fahrt zur Arbeitsstätte betätigt die eine Person mit dem Auto und die andere mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln. Bei einer Autostrecke von 50 km kommen 79 Punkte auf das Punktekonto, wobei die Rückfahrt schon eingerechnet ist. Der tägliche Kaffee beim Frühstück fügt vier Punkt hinzu. Computer sind heute aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken: 90 Prozent aller Haushalte in Deutschland verfügen über einen Computer und die Hälfte aller Angestellten arbeiten mit einem Computer. Das Arbeiten am Rechner über den Tag verteilt, ergibt 7 Punkte. Heutzutage gehört es zum Standard ein Smartphone zu besitzen, dafür 4 Punkte extra. Mittags gehen Arbeitnehmer in die Kantine, für eine Pizza kommen 29 Punkte mehr auf das Punktekonto. Nach der Arbeit erledigen manche Menschen Einkäufe fürs Abendessen. Auf der Einkaufsliste stehen: Milch gleich 19 Punkte, Brot gleich 3 Punkte, Wurstaufschnitt gleich 19 Punkte und Käse gleich 15 Punkte. Das 3-lagige Klopapier im Badezimmer komplettiert einen Punkt. Ab und zu bekommen Frauen das eine oder andere Mal eine Rose von ihren Männer geschenkt: Diese Rose treibt den Punktestand erheblich in die Höhe, denn für die Rose kommen 49 Punkte auf den Kontostand, wenn die Rose aus Holland käme, denn die wachsen im Gegensatz zu Kenianischen Rosen im Gewächshaus. Nach dem Abendessen schauen viele Menschen gewöhnlich ein bisschen Fernsehen, worauf 3 Punkte dazu kommen. An diesem durchschnittlichen Tag hat der Mensch 272 Punkte verbraucht.
Aber der Besitz muss auch auf der Punkterrechnung erscheinen. Frauen besitzen durchschnittlich 118 Kleidungsstücke, während ein Mann 95 Kleidungsstücke besitzt. Bei einer Menge von 30 Schuhen, 15 Hosen, 10 Jacken, 12 Hemden und 15 Kleider, kämen pro Tag insgesamt 20 Punkte auf das Punktekonto, allein für Kleidung. Die Punkterechnung setzt sich aus der Dauer der Tragezeit der Kleidung zusammen. Durchschnittlich werden Kleidungsstücke 2 Jahre getragen, die Punkte können also auf die 2 Jahre hochgerechnet werden. In Exempel: Die Anschaffung von Lederstiefel macht 324 Punkte aus, weil sie aber 2 Jahre getragen werden, macht das pro Tag einen halben Punkt und so wird das mit allen Kleidungstücken berechnet. Ein Basiswert wird täglich addiert, es kommt nämlich noch der Pro-Kopf Wert für den öffentlichen Konsum als Bürger in Deutschland dazu, welcher 30 Punkte beträgt. Dieser Wert berechnet die Benutzung für Schulen, Krankenhäuser und Infrastruktur. Dieser Tag hat insgesamt 322 Punkte, ein guter Tag soll 100 Punkte haben. Wie lassen sich die Alltagsgewohnheiten verbessern? Gibt es Alternativen?
Die Reportage
Wie Klimaschädlich lebe ich?
„Heute opfere ich mich, damit es hier bald besser wird.“ Stefan verzichtet ganze zwei Wochen auf sein Auto, um zu sehen wieviel Punkte er sich einspart. Der Grund dafür ist den CO2 Austoß zu reduzieren. Seit einiger Zeit hat Stefan allergisches Asphma. Die Gefahr schwebt unsichtbar in der Luft: Es sind Stickoxide, Feinstaub und CO2. „Menschen können durch Feinstaub sterben.“ Das hat ihm sein Hausarzt erzählt. Pro Kilometer produziert ein Auto 140 g Treibhausgase. Wer auf den Nahverkehr auf Bahn oder Bus umsteigt spart sich die Hälfte der Emissionen ein. Daher ist die beste Maßnahme um klima- und gesundheitsschädliche Abgase zu reduzieren, weniger mit dem Auto fahren und vermehrt auf andere Verkehsmittel umsteigen wie Fahrrad, Bus, Bahn oder sogar zu Fuß. Knapp ein Fünftel der deutschen Treibhausgasemissionen stammt aus dem Verkehr. Weltweit ist jeder dritte Neuwagen ein übermotorisierter SUV. Je schwerer das Auto, je höher die Motorleistung, desto mehr Treibstoff wird verbraucht und desto höher ist der CO2-Ausstoß. „Auf das Auto Verzichten, ist ein gewaltiger Komforteinschnitt. Ich bin Schichtdienstler und meine Frühschicht beginnt um 6.30, die Spätschicht ist am Wochenende sogar bis 1 Uhr nachts. Wie ich da nach Hause kommen werde, weiß ich jetzt noch nicht.“
Stefan dokumentiert seinen Tagesablauf: Was gibt es den Tag über zu essen? Wie kommt er von A nach B? Wieviel Punkte kommen auf Grund seines Komsums auf sein Punktekonto? Jedes kleinste Detail trägt er in der App ein. Morgens duscht er wie fast jeder mit Warmwasser und damit seine vollen Haare nicht herunterhängen, föhnt er diese. Der Verkehrslärm dröhnt bei geschlossenen Fenstern als monotones Rauschen in die Wohnung. Ganz zu schweigen von den Abgasen, die mit jedem Lüften ins Wohnzimmer dringen und denen er die Schuld gibt für seine Gesundheitsbeschwerden. Nach dem Föhnen kommt das tägliche Ritual am Morgen: Das Kaffeekochen. Mit seinem herrlich duftenden Aroma weckt der Kaffee die Lebensgeister und lässt Stefan gut gelaunt und munter in den Tag starten. Zum Frühstücken bleibt keine Zeit, deswegen macht er sich auf den Weg in die Arbeit- zu Fuß!
Alles für das Klima!
Schwitzend und leise fluchend, einen steilen Berg hinauf, vorbei an Gestrüpp geht er im schnellen Tempo voran. Normalerweise wäre Stefan jetzt schon in der Arbeit statt dessen atmet er schwer. Alles für das Klima. Dieser Einsatz muss belohnt werden mit dem Ziel nicht über die 100 Punkte zu kommen. Nachdenklich beobachtet er die zwitschernden Vögel in den Bäumen und sagt: “Normalerweise sind wir Menschen morgens so gestresst und dieser Fußweg in die Arbeit beruhigt mich irgendwie.“ Eine Stunde später ist das Ziel nahe und an der Stempeluhr stempelt er sich pünktlich zum Dienstbeginn ein. Jetzt werden erst einmal Emails beantwortet und grids für den heutigen Tag gelesen. Technologie ersetzt das Gespräch von An-gesicht zu Angesicht. „Es gibt zu viele Bildschirme und zu wenig Blickkontakt. Zu viel Elektronik lässt die Kommunikation sterben.“ Stefan druckt sich den Tagesablauf als Handout aus und geht in die Küche zum Kaffeeautomat. Klack klack klack und schon tropft der heiße Kaffee in den Plastikbecher. Milliarden von Einweg-Kaffee-Bechern werden in Deutschland pro Jahr weggeworfen. Wer Umwelt und Klima schonen will, nimmt einen wiederverwendbaren Becher mit und lässt ihn befüllen. Neben der Küche ist der Drucker, von dem die ausgedruckten Seiten abgeholt werden. Etwa 30×15 Seiten werden pro Stunde auf Papier ausgedruckt. 250 Kilogramm Papier verbrauchen die Deutschen jährlich. Einige Male hat die Belegschaft die obere Etage dazu bewegen wollen, die Tagesabläufe digital zu Verfügung zu stellen in Form eines iPads. Aber zu den Vorbesprechungen verwenden trotzdem alle Papier.
Im Laufe des Tages häufen sich immer mehr Punkte an. Besonders beim Mittagessen: Betriebskantinen machen nicht immer Appetit. Viele Arbeitnehmer weichen deshalb aus auf Lieferservice, Restaurants oder das Lunchpaket. Heute gibt es Burger mit Pommes vom Lieferdienst. Rindfleisch ist aus Sicht des Klimaschutzes das schlechteste Nahrungsmittel. Für 1 Kilogramm Fleisch müssen 15 Kilogramm Futter erzeugt werden. Dafür braucht man eine Fläche von 40 Quadratmetern. Auf dieser Fläche könnte man eine große Menge Gemüse ernten. Zugleich stößt jedes Rind viel Methan aus, das als Treibhausgas noch schädlicher ist als Kohlendioxid. Zum Feierabend nimmt Stefan aber lieber den Bus, denn nochmal eine Stunde nach Hause laufen möchte er nicht. Daheim angekommen wird ein Schnitzel mit Gurkensalat zubereitet. Fernsehen kann unterhaltsam sein, es kann informativ sein und es kann helfen, für kurze Zeit abzuschalten. Hin und wieder packt auch ihn die Fernsehlust. Dann streamt er einen Spielfilm oder eine Doku auf ZDF Info. Auch heute möchte er von dem langen Arbeitstag abschalten und schaut 2 Stunden einen Film. Doch vorher wird abgerechnet: 204 Punkte. „Das hätte ich jetzt nicht gedacht- das ist doppelt soviel wie erlaubt! Dabei bin ich extra gelaufen, aber wenn man sich die Bilanz mal genauer anschaut, erkennt man die größten Klimakiller.“
Zum Vergleich habe auch ich meine Punkte zusammengezählt. Wie klimafreundlich lebe ich? Mein Budget summiert sich auf 245 Punkte. Mir war vorher nicht so bewusst, dass Käse und Milch so viele Ressourcen kostet. Ein Vegetarier ist nicht automatisch ein Klimaschützer. Bei der Erzeugung von Milch- und Fleischprodukten entsteht im Vergleich zu Gemüse ein sehr hoher CO2 Fußabdruck. Er drückt aus, wie viel klimaschädliche Treibhausgasemissionen durch die Erzeugung eines Produktes ensteht. Nicht zuletzt aufgrund der großen Mengen freigesetzten Methans ist deshalb die Rinderhaltung zur Milch- und Fleischerzeugung mit besonders hohen Treibhausgasemissionen verbunden. Hinzu kommen die großen Mengen an Futtermitteln, die an die Tiere verfüttert werden. Wenn man Milch Produkte und Fleischprodukte ab und zu weg lässt entscheidet man sich bewusst für den Klimaschutz. Man muss deshalb nicht komplett auf Fleisch verzichten, nur im Hinterkopf behalten, dass ein Fleisch, Milch oder Käseprodukt viel mehr Schaden für das Klima verursacht als regionales Gemüse. Eine Kürbissuppe macht 1.5 Punkte aus, während der Döner Teller gleich 20 Punkte sind und ein Steak sogar 47 Punkte. „Dabei gibt es durchaus Dinge, die ich nicht missen möchte. Ich esse ganz gerne Fleisch, ich muss nicht jeden Tag Fleisch essen, aber Veganer werde ich deshalb nicht.“
Punkteübersicht Ernährung