Was ist "Ein guter Tag hat 100 Punkte?

Auf der Webseite www.eingutertag.org gibt es ein Punktesystem, mit dem man errechnen kann, wie schädlich ein durchschnittlicher Tag eines Menschen für unser Klima ist. Ich möchte es ausprobieren, ob ich die erlaubten 100 Punkte am Tag erreichen kann. Bin ich bereit meinen Konsum zu reduzieren, nachhaltiger einkaufen zu gehen und auf meine tägliche Dusche zu verzichten?


2 Menschen beim Fahrrad fahren mit einem Punkte T-Shirt von ein guter Tag hat 100 Punkte
[Bildquelle: © Kairos, Heidi Abt| CC BY-ND 3.0]
Vorstellung der Personen für den Slebstversuch
[Bildquelle: © Shabanna Heckelmann| CC BY-NC-ND 4.0]

Wer nimmt an dem Experiment teil?

Stefan Reller und Shabanna Heckelmann wagen den Versuch und wollen nicht mehr als 100 Punkte am Tag verbrauchen.

Wie kann man seinen Lebenstil ändern?

Es lohnt sich, Vorsätze zu fassen und an seinem Lebensstil etwas zu ändern. Bewusste Konsumenten müssen nachhaltige Anbieter gezielt bevorzugen und nicht nachhaltige Unternehmen meiden, nur dann verändert sich auch was.  

Nudeln mit Aufklebern von ein guter Tag hat 100 Punkte
[Bildquelle: © Kairos, Heidi Abt| CC BY-ND 3.0]

Ein durchschnittlicher Tag

Was der Mensch an einem Tag konsumiert und an Co2 ausstößt, fällt einem nicht bewusst auf
Ein Kaffeebecher zum wieder verwerten in lila Farbe

Kaffee

4 Punkte

Duschkopf

Dusche

4 Punkte

Autoverkehr in der Stadt

Auto

50 km 79 Punkte

Kleiderschrank

Kleidung

95 Kleidung 30 Punkte

Eine rote Rose

Blumen

1 Rose aus Holland 49 Punkte

Heizkörper

Heizen

Erdgas 20 Punkt

Symbolbild für Strom

Strom

1600 kWh 13 Punkte

Symbolbild für Essen, ein Hamburger mit Pommes

Nahrung

Burger Pommes 43 Punkte


Warum Co2 einsparen?

In einem Selbstversuch möchte ich  zeigen wie umweltschädlich jeder Mensch lebt. Ein zweiter Protagonist führt mit mir als Vergleich dieses Experiment durch. Wer umweltfreundlich leben will, sollte nicht mehr als 6,8 Kilogramm CO2 am Tag verbrauchen. Das schwierige daran ist, dass sich die Menge an Kohlenstoffdioxid keiner vorstellen kann, die ein Mensch am Tag verbraucht. Dafür gibt es eine Webseite, die den Co2 Verbrauch mit einem Punktesystem ersetzt hat. Im Schnitt verbraucht ein Mitteleuropäer pro Tag 450 Punkte. Ein ökologisch guter Tag soll 100 Punkte haben.

Aber warum sollen wir überhaupt Co2 einsparen? Kohlenstoffdioxid ist ein Gas, das bei Verbrennung von Kohle, Erdöl oder Erdgas entsteht. An sich ist Kohlenstoffdioxid nicht schlecht, Pflanzen wandeln Co2 in Sauerstoff um. Co2 sorgt mit anderen Treibhausgasen dafür, dass unsere Erde warm genug bleibt.  Aber wir Menschen produzieren durch unseren Konsum immer mehr C02. Das bedeutet es wird auch immer mehr Wärme festgehalten, das führt zu extremeren Wetterbedingungen.  Ein Mitteleuropäer verbraucht demnach ein Vielfaches von dem, was ökologisch verträglich ist. Wollte man den globalen Temperaturanstieg auf weniger als 2 Grad beschränken, dürften pro Person jährlich nicht mehr als 2,5 Tonnen Co2 anfallen. Der Durch-schnitt ist 11,6 Tonnen pro Person in Deutschland. Demnach wäre eine Reduktion von 80% nötig.

 

Illustration des Treibhauseffektes
[Treibhauseffekt der Erde © DavidSzabo | iStock | Thinkstockphotos]

Ein schlechter Tag

6,8 kg CO2 = 100 Punkte

Ein guter Tag hat 100 Punkte soll eine alltagstaugliche Anleitung für ein umweltfreundliches und ressourcenschonendes Leben sein, indem der Pro Kopf Ausstoß von 6,8 kg Co2 in ein anschauliches Punktesystem umgewandelt wird. Jeder Mensch dürfte pro Tag nur 6,8 kg CO2 ausstoßen, um das Klima im Gleichgewicht zu halten. Für diese 6,8 kg CO2 werden pro Tag 100 Punkte vergeben: Wer mehr verbraucht, liegt über dem Wert von 100 Punkten, das heißt wer mehr verbraucht liegt über dem Wert, der Pro Kopf angemessen ist, um die Klimaerwärmung zu reduzieren. Unterteilt in verschiedene Lebensbereiche kann der Mensch in dem Punktesystem für alle möglichen Produkte angeben, wieviel er über den Tag konsumiert hat. Daraus ergibt sich jeden Tag ein Punktestand: Ein guter Tag soll nur 100 Punkte haben. Auf was kann der Mensch verzichten und auf was kann er gar nicht verzichten?

Ein durchschnittlicher Tag in einem zwei Personen Haushalt ergibt folgende Summe: Ein Paar lebt in einer Zweizimmer Wohnung in einer Stadt in Deutschland. Im Winter heizen sie ihre Wohnung mit Erdgas,  das ergibt 20 Punkte. Die beiden haben keinen Ökostromanbieter, deswegen werden für den Strom 13 Punkte addiert. Jeden morgen duschen beide mit Warmwasser, pro Person ergibt das 4 Punkte und das darauffolgende Föhnen nochmal 3 Punkte. Die Fahrt zur Arbeitsstätte betätigt die eine Person mit dem Auto und die andere mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln. Bei einer Autostrecke von 50 km kommen 79 Punkte auf das Punktekonto, wobei die Rückfahrt schon eingerechnet ist. Der tägliche Kaffee  beim Frühstück fügt vier Punkt hinzu. Computer sind heute aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken: 90 Prozent aller Haushalte in Deutschland verfügen über einen Computer und die Hälfte aller Angestellten arbeiten mit einem Computer. Das Arbeiten am Rechner über den Tag verteilt, ergibt 7 Punkte. Heutzutage gehört es zum Standard ein Smartphone zu besitzen, dafür 4 Punkte extra. Mittags gehen Arbeitnehmer in die Kantine, für eine Pizza  kommen 29 Punkte mehr auf das Punktekonto. Nach der Arbeit erledigen manche Menschen Einkäufe fürs Abendessen. Auf der Einkaufsliste stehen: Milch gleich 19 Punkte, Brot gleich 3 Punkte, Wurstaufschnitt gleich 19 Punkte und Käse gleich 15 Punkte. Das 3-lagige Klopapier im Badezimmer komplettiert einen Punkt.  Ab und zu bekommen Frauen das eine oder andere Mal eine Rose von ihren Männer geschenkt: Diese Rose treibt den Punktestand erheblich in die Höhe, denn für die Rose kommen 49 Punkte auf den Kontostand, wenn die Rose aus Holland käme, denn die wachsen im Gegensatz zu Kenianischen Rosen im Gewächshaus.  Nach dem Abendessen schauen viele Menschen gewöhnlich ein bisschen Fernsehen, worauf 3 Punkte dazu kommen. An diesem durchschnittlichen Tag hat der Mensch 272 Punkte verbraucht.

Aber der Besitz muss auch auf der Punkterrechnung erscheinen. Frauen besitzen durchschnittlich 118 Kleidungsstücke, während ein Mann 95 Kleidungsstücke besitzt. Bei einer Menge von 30 Schuhen, 15 Hosen, 10 Jacken, 12 Hemden und 15 Kleider, kämen pro Tag insgesamt 20 Punkte auf das Punktekonto, allein für Kleidung. Die Punkterechnung setzt sich aus der Dauer der Tragezeit der Kleidung zusammen. Durchschnittlich werden Kleidungsstücke 2 Jahre getragen, die Punkte können also auf die 2 Jahre hochgerechnet werden. In Exempel: Die Anschaffung von Lederstiefel macht 324 Punkte aus, weil sie aber 2 Jahre getragen werden, macht das pro Tag einen halben Punkt und so wird das mit allen Kleidungstücken berechnet. Ein Basiswert wird täglich addiert, es kommt nämlich noch der Pro-Kopf Wert für den öffentlichen Konsum als Bürger in Deutschland dazu, welcher 30 Punkte beträgt. Dieser Wert berechnet die Benutzung für Schulen, Krankenhäuser und Infrastruktur. Dieser Tag hat insgesamt 322 Punkte, ein guter Tag soll 100 Punkte haben. Wie lassen sich die Alltagsgewohnheiten verbessern? Gibt es Alternativen?

Die Reportage

Wie Klimaschädlich lebe ich?

 

„Heute opfere ich mich, damit es hier bald besser wird.“ Stefan verzichtet ganze zwei Wochen auf sein Auto, um zu sehen wieviel Punkte er sich einspart. Der Grund dafür ist den CO2 Austoß zu reduzieren. Seit einiger Zeit hat Stefan allergisches Asphma. Die Gefahr schwebt unsichtbar in der Luft: Es sind  Stickoxide, Feinstaub und CO2. „Menschen können durch Feinstaub sterben.“ Das hat ihm sein Hausarzt erzählt. Pro Kilometer produziert ein Auto 140 g Treibhausgase. Wer auf den Nahverkehr auf Bahn oder Bus umsteigt spart sich die Hälfte der Emissionen ein. Daher ist die beste Maßnahme um klima- und gesundheitsschädliche Abgase zu reduzieren, weniger mit dem Auto fahren und vermehrt auf andere Verkehsmittel umsteigen wie Fahrrad, Bus, Bahn oder sogar zu Fuß. Knapp ein Fünftel der deutschen Treibhausgasemissionen stammt aus dem Verkehr. Weltweit ist jeder dritte Neuwagen ein übermotorisierter SUV. Je schwerer das Auto, je höher die Motorleistung, desto mehr Treibstoff wird verbraucht und desto höher ist der CO2-Ausstoß. „Auf das Auto Verzichten, ist ein gewaltiger Komforteinschnitt. Ich bin Schichtdienstler und meine Frühschicht beginnt um 6.30, die Spätschicht ist am Wochenende sogar bis 1 Uhr nachts. Wie ich da nach Hause kommen werde, weiß ich jetzt noch nicht.“

Stefan dokumentiert seinen Tagesablauf: Was gibt es den Tag über zu essen? Wie kommt er von A nach B? Wieviel Punkte kommen auf Grund seines Komsums auf sein Punktekonto? Jedes kleinste Detail trägt er in der App ein. Morgens duscht er wie fast jeder mit Warmwasser und damit seine vollen Haare nicht herunterhängen, föhnt er diese. Der Verkehrslärm dröhnt bei geschlossenen Fenstern als monotones Rauschen in die Wohnung. Ganz zu schweigen von den Abgasen, die mit jedem Lüften ins Wohnzimmer dringen und denen er die Schuld gibt für seine Gesundheitsbeschwerden. Nach dem Föhnen kommt das tägliche Ritual am Morgen: Das Kaffeekochen. Mit seinem herrlich duftenden Aroma weckt der Kaffee die Lebensgeister und lässt Stefan gut gelaunt und munter in den Tag starten. Zum Frühstücken bleibt keine Zeit, deswegen macht er sich auf den Weg in die Arbeit- zu Fuß!

Alles für das Klima!

Schwitzend und leise fluchend, einen steilen Berg hinauf, vorbei an Gestrüpp geht er im schnellen Tempo voran. Normalerweise wäre Stefan jetzt schon in der Arbeit statt dessen atmet er schwer. Alles für das Klima.  Dieser Einsatz muss belohnt werden mit dem Ziel nicht über die 100 Punkte zu kommen. Nachdenklich beobachtet er die zwitschernden Vögel in den Bäumen und sagt: “Normalerweise sind wir Menschen morgens so gestresst und dieser Fußweg in die Arbeit beruhigt mich irgendwie.“ Eine Stunde später ist das Ziel nahe und an der Stempeluhr stempelt er sich pünktlich zum Dienstbeginn ein. Jetzt werden erst einmal Emails beantwortet und grids für den heutigen Tag gelesen. Technologie ersetzt das Gespräch von An-gesicht zu Angesicht. „Es gibt zu viele Bildschirme und zu wenig Blickkontakt. Zu viel Elektronik lässt die Kommunikation sterben.“  Stefan druckt sich den Tagesablauf als Handout aus und geht in die Küche zum Kaffeeautomat. Klack klack klack und schon tropft der heiße Kaffee in den Plastikbecher. Milliarden von Einweg-Kaffee-Bechern werden in Deutschland pro Jahr weggeworfen. Wer Umwelt und Klima schonen will, nimmt einen wiederverwendbaren Becher mit und lässt ihn befüllen. Neben der Küche ist der Drucker, von dem die ausgedruckten Seiten abgeholt werden.  Etwa 30×15 Seiten werden pro Stunde auf Papier ausgedruckt. 250 Kilogramm Papier verbrauchen die Deutschen jährlich. Einige Male hat die Belegschaft die obere Etage dazu bewegen wollen, die Tagesabläufe digital zu Verfügung zu stellen in Form  eines iPads. Aber zu den Vorbesprechungen verwenden trotzdem alle Papier.
 

Im Laufe des Tages häufen sich immer mehr Punkte an. Besonders beim Mittagessen: Betriebskantinen machen nicht immer Appetit. Viele Arbeitnehmer weichen deshalb aus auf Lieferservice, Restaurants oder das Lunchpaket. Heute gibt es Burger mit Pommes vom Lieferdienst. Rindfleisch ist aus Sicht des Klimaschutzes das schlechteste Nahrungsmittel. Für 1 Kilogramm Fleisch müssen 15 Kilogramm Futter erzeugt werden. Dafür braucht man eine Fläche von 40 Quadratmetern. Auf dieser Fläche könnte man eine große Menge Gemüse ernten. Zugleich stößt jedes Rind viel Methan aus, das als Treibhausgas noch schädlicher ist als Kohlendioxid. Zum Feierabend nimmt Stefan aber lieber den Bus, denn nochmal eine Stunde nach Hause laufen möchte er nicht. Daheim angekommen wird ein Schnitzel mit Gurkensalat zubereitet. Fernsehen kann unterhaltsam sein, es kann informativ sein und es kann helfen, für kurze Zeit abzuschalten. Hin und wieder packt auch ihn die Fernsehlust. Dann streamt er einen Spielfilm oder eine Doku auf ZDF Info. Auch heute möchte er von dem langen Arbeitstag abschalten und schaut 2 Stunden einen Film. Doch vorher wird abgerechnet: 204 Punkte. „Das hätte ich jetzt nicht gedacht- das ist doppelt soviel wie erlaubt! Dabei bin ich extra gelaufen, aber wenn man sich die Bilanz mal genauer anschaut, erkennt man die größten Klimakiller.“

Zum Vergleich habe auch ich  meine Punkte zusammengezählt. Wie klimafreundlich lebe ich? Mein Budget summiert sich auf 245 Punkte.  Mir war vorher nicht so bewusst, dass  Käse und Milch so viele Ressourcen kostet. Ein Vegetarier ist nicht automatisch ein Klimaschützer. Bei der Erzeugung von Milch- und Fleischprodukten entsteht  im Vergleich zu Gemüse ein sehr hoher CO2 Fußabdruck. Er drückt aus, wie viel klimaschädliche Treibhausgasemissionen durch die Erzeugung eines Produktes ensteht. Nicht zuletzt aufgrund der großen Mengen freigesetzten Methans ist deshalb die Rinderhaltung zur Milch- und Fleischerzeugung mit besonders hohen Treibhausgasemissionen verbunden. Hinzu kommen die großen Mengen an Futtermitteln, die an die Tiere verfüttert werden. Wenn man Milch Produkte und Fleischprodukte ab und zu weg lässt entscheidet man sich bewusst für den Klimaschutz. Man muss deshalb nicht komplett auf Fleisch verzichten, nur im Hinterkopf behalten, dass ein Fleisch, Milch oder Käseprodukt viel mehr Schaden für das Klima verursacht als regionales Gemüse. Eine Kürbissuppe macht 1.5 Punkte aus, während der Döner Teller gleich 20 Punkte sind und ein Steak sogar 47 Punkte. „Dabei gibt es durchaus Dinge, die ich nicht missen möchte. Ich esse ganz gerne Fleisch, ich muss nicht jeden Tag Fleisch essen, aber Veganer werde ich deshalb nicht.“

Punkteübersicht Ernährung

Rind (500g)
78 Punkte
Käse
73 Punkte
Schwein
31 Punkte
Milch (500ml)
10 Punkte
Kartoffeln (500g)
1 Punkt

Ein guter Tag

Leiden für das Klima?

6,8 kg CO2 = 100 Punkte

Mit bewusst  weniger Konsum sollte das Ziel von 100 Punkten am Tag zu schaffen sein. Bei der Masse an Gütern und unserem Konsumverhalten wird einem klar, wie verschwenderisch der Mensch im Alltag lebt. Der Mensch lebt über seine Verhältnisse. Macht mehr Konsum glücklicher? Die größten Klimaschädlinge  eines schlechten Tages eines durchschnittlichen 2 Peronen Hauslhaltes werden ausgetauscht, damit es ein guter Tag wird. Würde man daheim mit einem regenerativen Heizsystem und nicht mit Erdgas heizen, macht das nur einen Punkt. Ein regeneratives Heizsystem ist der Einsatz von Wärmequellen, deren Primärenergieträger sich in möglichst kurzen Zeiträumen in der gleichen Masse wieder herstellt. Anstatt mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, könnte die Benutzung von Öffentlichen Verkehrsmitteln die Punkte auf nur 8 Punkte minimieren, wäre die Rose aus Kenia, wären das nur 3 Punkte. Mit diesen drei Änderungen halbieren sich die Punkte (186) fast und je länger die Überlegung ist, was ein guter Tag überhaupt bedeutet, umso mehr Dinge fallen einem ein, die das Punktebudget gar nicht belasten. Oft ist überraschend wie Co2 im Alltag entsteht. Eine Tasse Kaffee verursacht 60g Co2, dabei macht der Anbau von Kaffee den größten Anteil durch Einsatz von Pestiziden und Dünger aus. Die Zubereitung produziert fast ein Drittel der Treibhausgase und die restlichen Anteile entstehen durch Produktion, Verteilung, Einkaufsfahrten und Entsorgung des Kaffeesatzes. Der Verzicht des Coffee- To-Go beim Bäcker oder im Untergeschoß der Ubahn entlastet das Punktebudget um 3 Punkte. Stattdessen kann der Kaffee daheim selbst zu bereitet werden und auf die Arbeit mitgeommen werden. Der Coffee-to-Go ist demnach sehr unnötig wie mein hoher Punktestand. Die Punkte sind teilweise durch eigene Faulheit zustande gekommen. Ein Paar Punkte können leicht eingespart werden. Die Milchprodukte zerhauen einem ganz schön die Klimabilanz, dadurch habe ich viele Punkte gesammelt. Deswegen kaufe ich heute regionales Gemüse ein, um den 100 Punkten näher zu kommen. Die Portion ist diesmal größer, damit ich nicht am nächsten Tag in die Kantine gehen muss, sondern das Essen warm machen kann. An einem guten Tag bin ich auf 110 Punkte gekommen und konnte dadurch bis zu 64% CO2 einsparen.

Hervorzuheben ist, dass in unserem Selbstversuch Mobilität und Ernährung am meisten Punkte einnehmen. Jeder Einzelne kann dazu beitragen die Klimaerwärmung zu reduzieren, indem die Lebensweise eingeschränkt wird. Der Mensch soll aufgefordert werden, über sein eigenes Verhalten nachzudenken, denn wenige Verhaltensänderungen haben eine große Auswirkung. Überall bieten sich Alternativen an, die weniger Punkte verbrauchen:

    • Regenerative Energiequellen nutzen oder einfach die Heizung ein paar Grad absenken
    • Biologisch produzierte Lebensmittel konsumieren
    • Mit dem Rad zur Arbeit fahren oder Öffentliche Verkehrsmittel benutzen
    • Einen stromsparenden Laptop verwenden und nicht nach 3 Jahren austauschen durch ein neueres Modell
    • Shop-Stop bezüglich Kleidung
 
Am Abend gibt es erneut eine Punkteabrechnung mit Stefan. Er hat genau, die 100 Punkte erreicht, die ein Mensch pro Tag erreichen darf. „Für mich ist heute klimatechnisch ein perfekter Tag, denn ich bin auf die 100 Punkte gekommen, aber vom Wohlfühlfaktor nicht so ganz. Außerdem sind meine Änderungen und Einschränkungen für das Experiment nicht sehr Alltagstauglich. In der Früh wollte ich Warmwasser sparen und habe kalt geduscht, ich bin eine Stunde in die Arbeit gelaufen, um Punkte zu sparen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich dafür viel Zeit geopfert habe. Anderseits hat mir das Projekt ein guter Tag hat 100 Punkte die Augen geöffnet. Es wird einem klar, wieviel Resourcen täglich verschwendet werden und wieviel jeder an CO2 ausstößt.“ Hat er sich sehr einschränken müssen? Zwar ist er an die Menge gestoßen, die Emission, die man am Tag ausstoßen darf, damit es dem Klima nicht schlecht geht. Aber bringt es was sich selbst dermaßen einzuschränken? Der Effekt wäre größer, wenn alle auf Ökostrom umzustiegen oder weniger Fleisch äßen und Flugzeuge und Autos mieden. Wir haben jetzt noch die Möglichkeit gemeinsam etwas zu ändern. Aus Klimawissenschaftlicher Sicht sind 2 Grad sehr viel. Es bringt, aber nichts sich einzuschränken und keine Freude mehr am Leben zu haben. Was kann ich also für den Klimawandel tun? Allein die Aufklärung über den Wandel des Klimas reicht manchmal aus, um kleine Gewohnheiten im Alltag zu verbessern. Wer sein Leben genauer betrachtet, sieht einen Ausweg zu klimaneutraleren Alternativen. Ob diese für den Einzelnen praktikabel sind, entscheidet jeder selbst. Der Autor Thomas Weber formuliert es in ein guter Tag hat 100 Punkte so: „Jede Entscheidung bleibt dir überlassen. Es geht niemals um Bevormundung, sondern immer um das Schaffen von Bewusstein. Das Interessante an unserem System ist, dass wir vermeintliche Einschränkungen in unserem Leben positiv und als Erfolg wahrnehmen können. (…)Das System ist als Anregung gedacht, zum Ausprobieren, zum Überdenken; und manchmal fordert es im Detail vermutlich auch zum Widerspruch heraus. Das ist volle Absicht.“
Ein guter Tag hat 100 Punkte
[Ein guter Tag hat 100Punkte © Kairos, Heidi Abt| CC BY-ND 3.0]


Ein guter Tag hat 100 Punkte

Wir leben über unsere Verhältnisse.  Ein guter Tag hat 100 Punkte ist ein System, das für jede Alttagstätigkeit und jedes Konsumgut Punkte berechnet, damit unser Leben auch Klimaverträglich bleibt. Dieses Projekt wurde ins Leben gerufen, um ein Gefühl dafür zu bekommen welche Produkte schädlich sind und welche eine gute Alternative bieten. 100 Punkte werden von der website oder der App vorgegeben, das gibt einem das Gefühl ein Ziel vor Augen zu haben. Doch wer sich auf die 100 Punkte challenge einlässt, erkennt, dass der Weg das Ziel ist.


Pervertierung von Werten durch Konsum

Durch unseren ständigen Konsum verlieren wir die Sicht auf das Wesentliche.  Zeit wird mit Geld gleichgesetzt und Konsum ist der Verlust der Werte im Alltag.

[Flut © pixabay.com | CC0 1.0]

Wirtschaftswachstum ist nur gesteigerter Verbrauch​

Menschen brauchen meist weniger Dinge, als sie haben 

Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass der maßlose Konsum der Menschen eine riesen Menge an Müll produziert. Durchschnittlich werden Computer heute drei Jahre genutzt, bevor sie durch ein anderes, neueres Modell ersetzt werden. Ein Smartphone hat sogar eine kürzere Lebenszeit als ein Computer. In unseren Smartphones stecken richtig viele wertvolle Rohstoffe wie Gold, deren Gewinnung viel Energie kostet. Genau diese Rohstoffe können aus alten Handys recycelt werden oder diese können repariert werden und weiter benutzt werden. Das Recycling von Elektroschrott schont Rohstoffe, die nicht neu abgebaut werden müssen. Dabei entstehen weltweit pro Jahr ungefähr 20 bis 50 Millionen Tonnen elektronische Abfälle. Braucht man wirklich immer das neueste Modell? Bevor ein alter Computer durch einen neuen ausgetauscht wird, sollte man vorher klären ob man den alten Computer nicht aufrüsten kann. Der Datenmüll auf dem Computer kann durch Software Tools entfernt werden, damit das Betriebssystem wieder schneller funktioniert. Auch die Verbesserung der Leistung des Computers verlängert die Lebensdauer eines Computers oder Lap Tops. Nicht nur die Elektonik landet nach kurzer Zeit im Müll, sondern auch unsere Lebensmittel. Mehr als ein Drittel unserer Lebensmittel landen im Abfall. Wer konsumiert muss Nachdenken, ob die Anschaffung von neuen Gütern tatsächlich notwendig ist. Es ist einem nicht wirklich bewusst, welche Unterschiede es zwischen den einzelnen Produkten gibt. Bewusste Konsumentscheidungen führen zu einer Besserung des Co2 Abdruckes des Menschen. Jedes gekaufte Gut benötigt in der Herstellung Ressourcen und Energie. Nachhaltige Kaufentscheidungen zu treffen sind deshalb wichtig.

Viele Lebensmittel werden schon bei der Herstellung, beim Transport oder der Lagerung verschwendet. Hier muss die Politik verbindliche Regelungen erlassen. Doch Klima- und Ressourcenschutz fängt auch bei uns in der Küche an: Indem wir gezielter einkaufen, achtsamer mit Lebensmitteln umgehen und weniger wegschmeißen, auch mal auf Fleisch verzichten und regionales, saisonales Obst und Gemüse bevorzugen. Lasst uns wieder anfangen, unsere Lebensmittel wertzuschätzen und uns darüber bewusst sein, welchen Einfluss unser Konsum und unsere Wegwerfmentalität auf die Umwelt hat.

„Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht. Wenn wir es schaffen, die unübersehbare Menge an Einweg- oder kurzlebigen Produkten, Wegwerfartikeln und Verpackungen zu reduzieren, dann werden viele energieintensive Produktionsprozesse unnötig – und es werden weniger klimaschädliche Gase ausgestoßen.“

Auf dem Weg zum Klimatarier

Nur ein Tropfen im Meer?

2017 wurden 905 Millionentonnen Treibhausgase in die Atmosphäre geblasen. Davon verursachen die privaten Haushalte nur einen kleinen Teil des Co2 Ausstoßes. Der Hauptverursacher ist die Energiewirtschaft, mit etwa der Hälfte der energiebedingten Emissionen. Darauf folgt der Verkehr mit 20%, Industrie mit 15%, die privaten Haushalte mit 10 % und der Gewerbe,-Handel und Dienstleistungssektor mit 5%. Der Klimawandel geht alle an, er beeinflusst das Leben von Menschen auf der ganzen Erde, daher muss auch global gehandelt werden. Meine Vorsätze nach dem Experiment sind nachhaltiger einkaufen zu gehen und auf Dinge zu verzichten, die man eigentlich gar nicht braucht. Durch gezielte Einkäufe anhand von Einkaufslisten wird Lebensmittelabfall vermeidet. In unserem Experiment haben wir einen Wochenplan erstellt, bei dem wir jeden Tag frisch gekocht haben und jeden zweiten Tag eingekauft haben. Zwar erfordert das mehr Zeit und Aufwand, aber die Umwelt wird geschützt und der Nebeneffekt ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Jede Neuanschaffung sollte überdacht werden, ob ich sie wirklich gebraucht wird oder ob man sie nicht ausleihen kann. Es motiviert Menschen nicht auf alles zu verzichten, um das Klima zu schützen. Jedoch können kleine Alternativen und ein bewusster Konsum schon einiges bewirken.

„Die Aufgabe des Wassertropfens liegt nicht darin, ein in sich geschlossenes System aufrecht zu erhalten oder zu perfektionieren, sondern in die Tiefe zu gehen, zum tiefsten Punkt zu fließen, in das Meer, das mit allen Flüssen verbunden ist.“

Ein Kommentar: Der Preis des schönen Lebens

Der Klimawandel ist längst keine Meinungssache mehr. Überall auf der Welt machen sich Umweltprobleme bemerkbar: Regenwälder stehen in Flammen, Wüsten breiten sich aus, Eisberge schmelzen. Der Klimawandel ist anthropogen. Dabei wissen wir schon mehr als genug. Warum tun wir bisher so wenig gegen den Klimawandel? Während Politiker immer noch von „schwer abschätzbaren“ Folgen des Klimawandels reden, frage ich mich, wie viele Hitzewellen mit immer neuen Rekordwerten, wie viel Starkregen und wie viele Dürreperioden, sprich wie viele Warnsignale wir noch brauchen, bis wir einsehen, dass wir schleunigst handeln müssen. Die Zukunft wird geprägt sein von Katastrophen, Kriegen um Ressourcen, von Flucht. Kurz gesagt: Der Zusammenbruch der Zivilisation steht kurz bevor. Wir sind heute über 7 Milliarden Menschen und wenn die Menschheit so weiter macht, schafft sie sich selbst ab! „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluß vergiftet, der letzte Fisch gefangen, werdet ihr verstehen, daß man Geld nicht essen kann.’‘ Das ist genau das Problem, dass erst gehandelt wird, wenn es zu spät ist. Vielleicht werden Menschen einfach nicht alt genug, um die Konsequenzen ihres Handeln zu spüren. Wir denken

zu wohlstandsorientiert. Uns wird seit der Kindheit suggeriert, dass Wirtschaft immer weiter wachsen soll, das erschaffe Wohlstand. Dass wir auf einem endlichen Planeten nicht endlos wachsen können, wird einfach ausgeblendet. Die notwendige Konsequenz ist: Bei sich selbst anzufangen und umweltbewusster zu leben und sich klar zu machen wieviel jeder Mensch an Co2 ausstößt durch seinem Konsum. Was wir brauchen, sind viel härtere Eingriffe in unseren Alltag. Auf Wiedersehen Bequemlichkeit! Vor allem muss aber die Politik das System des ewigen Wachstums überwinden. Wir brauchen einen vernünftigen Umgang mit unseren Ressourcen, anders wird es nicht gehen. Der Markt wird den Klimaschutz nicht regeln. Weg von einem ökonomischen Imperativ! Verbraucher haben eine gewisse Macht durch die Nachfrage, die sie schaffen. Wir alle müssen konsumieren. Wir müssen essen, trinken, uns kleiden. Aber wir konsumieren auch, weil es Spaß macht. Oder aus Langeweile. Konsumieren ist in unserer übersatten Welt so einfach. Was macht das Haben mit dem Sein? Wir setzen uns  Ziele, die wir uns „kaufen“ können.  Etwas, das viel wert ist, muss nicht teuer sein. Und ich brauche auch kein Vermögen auszugeben, um

Menschen, die mir etwas bedeuten, zu zeigen, wie viel sie mir bedeuten. Die Güter machen uns weder beliebter noch glücklicher. Jeder lebt ökologisch auf Pump. Wenn alle auf der Welt so lebten wie wir in Deutschland, bräuchten wir 3 Planeten um den gesamten Bedarf zu decken. Es wird Zeit bewusster zu konsumieren und sich genau zu überlegen, was man benötigt, um gut leben zu können. Langfristig zahlen wir für unseren Konsum allerdings einen hohen Preis. Je mehr wir verbrauchen, umso stärker schädigen wir unsere Lebensgrundlagen. Jeder sollte sich fragen: Brauche ich das wirklich? Macht mich das glücklicher? Deutschland könnte der Klimaverpflichtung 2020 nachkommen, es fehlt jedoch der politischer Wille. Ein wichtiger Schritt wäre ein moderater Kohleaustieg und die Einsetzung erneuerbarer Energien. In meinem Selbstversuch bin ich der Frage auf den Grund gegangen, was der Einzelne für den Klimaschutz tun kann. Ich  konnte meinen Co2 Ausstoß um 64% verringern durch minimalistischen Konsum, Nachhaltigkeit und durch das Sparen von Energie.  Zwar kann jeder Einzelne seinen Beitrag zum Klimaschutz beitragen, dennoch sind  Politik und Industrie mehr denn je gefragt ihren Beitrag für einen wirksamen Klimaschutz zu leisten.